Über 125 Jahre: Die Geschichte der Berliner Gasthausmission e.V. (GaMi)

ANFANGSJAHRE

Bereits vor über 150 Jahren begannen deutsche Saisonarbeiter in Frankreich, sich christlich zu organisieren. So entwickelte sich zunächst die „Kellnermission“, aus der 25 Jahre später die GaMi in Berlin hervorgehen sollte. Hier sahen Verantwortliche die vielfältige Not der Hotelangestellten und wurden aktiv.

MITTEN IN BERLIN

Im „Christlichen Kellnerheim“ in der Albrechtstrasse 17 in Berlin-Mitte, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße, entstand ein Zentrum christlichen Lebens für Köche, Kellner und andere Hotelangestellte. Die Hälfte der Zimmer wurde an Hotelgäste vermietet. Diese Einnahmen subventionierten jene Zimmer, welche für die Hotelangestellten genutzt werden konnten. Der erste Hauptamtliche wurde - mit dem Segen von Lorenz Adlon - ein Oberkellner aus dem Hotel Adlon. Es folgten

dramatische Jahre für die GaMi im Dritten Reich und in der DDR: Erst wurde der Verein verboten, dann wurde das Haus vom DDR-Staat einkassiert enteignet.

1989 bestand der Verein daher nur noch aus einer 87-jährigen Hausfrau und einem 93-jährigen Pfarrer.

  

WENDEZEITEN

 Diese beiden letzten Vereinsmitglieder kontaktierten den neuen Direktor der Berliner Stadtmission, Pfarrer Hans-Georg Filker, der sofort bereit war mitzuhelfen. Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 bestand die Möglichkeit, das Haus der GaMi zurückzubekommen. Und das gelang! Doch das Gebäude war eine DDR-Ruine. Einem Verein, der mittlerweile aus 12 Mitgliedern bestand, würde keine Bank einen Kredit gewähren. Durch die Kooperation mit dem gegenüberliegenden Hotel Albrechtshof konnte eine gute Lösung gefunden werden. Endlich gab es wieder einen eigenen Geschäftsstellenraum, der bis heute genutzt wird.

 

Beim ersten Weihnachtsempfang nach der Wende tauchte überraschend die Chefin des Charlottenburger Wirtestammtisches auf: Horita Wolf, ein gastronomisches Berliner Urgestein. „Gasthausmission finde ich gut“, sagte sie und erzählte ihre Geschichte: Als Kind war sie in Karow, einem Vorort von Berlin, aufgewachsen. Ihre Eltern hatten dort eine Kneipe. Mit dem Kneipenkind wollte - und sollte - keiner spielen. Trotzdem: Die Pfarrerskinder nahmen sie auf. Die von der Kirche waren eben doch anders als andere Leute vom Dorf. Das hat sie nicht vergessen. Und sie motivierte auch die gar nicht so kirchlichen Teilnehmer des Wirtestammtisches zum jährlichen Gottesdienst für das Hotel- und Gastronomiegewerbe in den Berliner Dom zu kommen.


GESCHICHTE SCHREIBEN

 Die GaMi legte von Anfang an großen Wert auf einen lebendigen Kontakt zum DEHOGA. Im Gespräch sagte ein früherer Präsident des DEHOGA und ehemaliger Hoteldirektor des Adlon, G. van Daalen einmal, dass er sich Sorgen um seine Mitarbeitenden mache. Deren oft einziges soziales Leben ist der Beruf, welcher bei Renteneintritt wegbricht. Der Topmanager des berühmtesten Hotels in Berlin machte sich also tiefergehende Gedanken zu seinen Mitarbeitenden. Das war beeindruckend und zeigte der GaMi weitere Handlungsräume auf. Auch unterstützte Herr van Daalen die GaMi, indem er den nächsten Weihnachtsempfang im Hotel Adlon ausrichten ließ und später seinem DEHOGA Nachfolger Willy Weiland, der Chef des Hotels „InterContinental“ war, auftrug: „Mach, was du willst in deinem neuen Amt, aber unterstütze die GaMi!“ So fand der GaMi Weihnachtsempfang viele Jahren im Hotel InterContinental statt.

 

GaMi: GOTT AN MIR INTERESSIERT

Die GaMi entwickelte sich weiter. 2017, im Jahr des 500. Reformationsjubiläums, wurde eine große Kampagne gestartet: Gott an Mir interessiert. Daraus entstanden monatlich stattfindende GaMi-Lounges. Eine besondere Gruppe sind die christlich geführten Hotels und Gästehäuser. Bei Profil-C-Meetings wurde gemeinsam mit Führungskräften von Häusern in christlicher Trägerschaft diskutiert, wie ein christliches Profil heute in der pulsierenden Metropole Berlin verständlich und ngemessen ausgedrückt werden kann.

  

ALLES NEU … MACHT CORONA

 Die COVID-19 Zeiten hinterließen im Hotel- und Gastronomiegewerbe (genauso wie in der GaMi bzw. unserer gesamten Gesellschaft) ihre Spuren. Zwischenzeitlich ergänzten Homeoffice und Zoom-Meetings ganz selbstverständlich „Live-Begegnungen“. Immer mehr Bedeutung kommen den sozialen Medien zu sowie der Kommunikation per GaMi E-Mail Newsletter und über unsere Homepage www.gasthausmission.de.

 Zusätzlich zu wirtschaftlichen Herausforderungen wird der Fachkräftemangel in der Branche zu einem immer drängender werdenden Problem. Mitarbeitende erst einmal zu gewinnen und diese dann auch zu halten ist zu einer großen Aufgabe geworden. Hier leistet die GaMi mit dem WERTENAVI einen wichtigen Beitrag für Auszubildende und darüber hinaus.

 

UND JETZT?

 Im Kern ist die GaMi auch heute noch eine christliche Selbsthilfeorganisation von Menschen aus dem Berliner Hotel- und Gastronomiegewerbe. Sie finanziert sich

wesentlich durch Spenden. Sie lebt vom Engagement und von der Unterstützung ihrer Mitglieder sowie der sich mit ihr verbunden zeigenden Unternehmen. Wichtigster Partner der GaMi ist der DEHOGA Berlin. Die GaMi gehört zur Evangelischen Kirche, arbeitet in ökumenischer Verbundenheit und ist natürlich offen für alle Interessenten.

 Verstärkt im Blick ist die Pflege und Erweiterung des Mitgliederkreises sowie der Aufbau einer Bewegung von Menschen aus der Branche, die sich gegenseitig begleiten und unterstützen.

 Die GaMi Geschichte geht also weiter. Und auch heute gilt die Einladung, ein aktiver Teil ihrer lebendigen Gegenwart und Zukunft zu werden.