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Kein Witz! Sein Urgroßvater gründete die Berliner Bahnhofsmission, der Urenkel versuchte sich als Barkeeper – entschied sich aber dann fürs Pfarramt: Sigurd Rink ist neu im Vorstand der Berliner Gasthausmission.
Zu Hochzeiten in einer Großküche wird nicht lange um den heißen Brei geredet. Da sind die Abläufe fast schon militärisch-diszipliniert: „Knappe Kommandos, in der Regel vom dem, der den Hut aufhat – oder: die Kochmütze“, vergleicht Sigurd Rink. Der Geschäftsführer des Kirchlichen Diensts im Gastgewerbe (KDG) gehört ab sofort auch dem Vorstand der Berliner Gasthausmission an. Das militärische Regiment, das ihm als Bild einfällt, hat er so tatsächlich erlebt während seiner Dienstzeit als erster deutscher evangelischer Militärbischof von 2014 bis 2020. Es gebe noch mehr Berührungspunkte zwischen Bundeswehr und Küchenstab: „In beiden Fällen hat man es mit einem säkularen Arbeitsfeld zu tun, damit muss man umgehen lernen.“ Und: Es ist machbar.
Hier wie dort gilt, Kirche begibt sich an die Front, hört zu und fragt nach, was die Menschen brauchen. So versteht der aus Frankfurt am Main stammende Theologe sein Amt. Er greift eine Bibel aus dem Regal seines Büros in Berlin-Mitte, die Stelle der Bartimäus-Geschichte im Markus-Evangelium fällt ihm nicht auf den Vers genau ein. Im Blättern begründet er: „Jesus sagt zu Bartimäus: Was willst du, dass ich dir tue? So muss die Haltung von Kirche aussehen.“ Sigurd Rink findet sie in Kapitel zehn, Vers 51. Jüngst übernachtete er in einem Hotel, das ihm bei der Online-Buchung als Mitglied im Verband Christlicher Hotels angezeigt worden war. Im Gespräch mit der Rezeptionistin stellte er die Bartimäus-Frage und erfuhr, dass das Haus aus dem VCH ausgetreten war. Nicht Gott machte sich rar, die Kirche war unnahbar geblieben für die Mitarbeitenden. Es fehlte an Austausch mit anderen Hotels in christlicher Trägerschaft. „Da ist der KDG als Dachverband gefordert. Wir müssen ein solches Netzwerk werden.“ Die unbequeme Kehrseite der Medaille, Klinkenputzen, schreckt den Geschäftsführer nicht ab. Vielleicht, weil er den Dienstalltag im Gastgewerbe von Kindesbeinen an mitbekam.

Von Haus aus Hesse, aber mit Berliner Anteil: Sigurd Rinks Urgroßvater gründete die Berliner Bahnhofsmission.

Mit dem Vorstand der Berliner Gasthausmission beim Weihnachtsempfang 2025.
Sigurd Rinks Vater war Brauereidirektor in Frankfurt am Main, verantwortlich für eine Vielzahl Speiselokale und Schankwirtschaften, viel unterwegs, auch abends. „Ich habe früh verstanden, wie Gastgewerbe funktioniert und welchem Anspruch und Druck Mitarbeitende ausgesetzt sind“, fasst er die Jugendjahre zusammen. Fast wäre der Teenager auf den Vater gefolgt. Während seiner Schulzeit, die Rink im Internat verbrachte, kümmerte er sich in der Oberstufe um die Bar der Schule. Nicht nur der Ausschank machte ihm Spaß, auch kaufmännisch erwies sich der Spross als geschickt. Letztlich aber setzte sich das prägende Vorbild des Großvaters mütterlicherseits durch, Theodor Burckhardt. Der war Pfarrer. Und dessen Vater,
Johannes Burckhardt, Gründer der Berliner Stadtmission. Als Hesse? Sigurd Rink verneint. „Meine Mutter war Berlinerin. Erst als die Familie im Krieg ausgebombt worden war, verschlug es sie nach Hessen. Meinen Vater lernte sie im Studium kennen.“ Dort kam 1960 – am Geburtstag des Urgroßvaters – Sigurd Rink zur Welt. So wohl er sich in Berlin fühlt, die DNA ist hessisch, auch gastronomisch. Nach Grüner Soße kommt lange nichts. Bis 2015 war der 65-jährige Propst in der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau und zugleich EKD-Beauftragter für Tourismus, ein Amt, das Seelsorge im Hotel- und Gastronomie mit abdeckte. „Die Stelle gibt es inzwischen nicht mehr“, bedauert er. Diese „Streitkräfte“ trotzdem im Blick zu behalten, sei kirchlicherseits nötig. Sie verkörperten das Prinzip des Diensts am Menschen jeden Tag.
Zur Person: Sigurd Rink, Dr. theol., hat evangelische Theologie in Marburg, Heidelberg und München studiert. Er verantwortet den Bereich Diakonische Profilbildung bei midi, der evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung mit Sitz in Berlin. Dort ist zugleich die Geschäftsstelle des Kirchlichen Dienstes im Gastgewerbe (KDG) angesiedelt.