DEHOGA fordert: 7% auf Speisen müssen bleiben. Stimmen von der Basis aus dem Umfeld von Kirchlichem Dienst im Gastgewerbe und der Berliner Gasthausmission
Matthias Zwielong, General Manager martas | Hotels & Gästehäuser: „Wir verstehen unsere Restaurants und Kantinen als Orte der Begegnung und Gemeinschaft. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer führt unweigerlich zu höheren Preisen. Restaurantbesuche bleiben damit nur den Besser-Stehenden vorbehalten. Wollen wir uns so eine gesellschaftliche Spaltung in diesen angespannten Zeiten leisten? Ich denke nicht. In ganz Europa gilt ein reduzierter Steuersatz in der Gastronomie, warum nicht bei uns?“
Petra Rieckmann, VCH-Geschäftsführerin: Was ist der gesellschaftliche Wert von Restaurants, Wirtshäusern und Biergärten? Eine spannende Frage, die die VCH- Geschäftsführerin vor diesem Hintergrund umtreibt, ist die Frage nach dem gesellschaftlichen Wert von Restaurants, Wirtshäusern und Biergärten. Verlieren wir Orte des Austausches, Lebensqualität und Stätten des gesellschaftlichen Diskurses, wenn Gaststätten schließen? Was passiert eigentlich, wenn das letzte Wirtshaus in einem kleinen Ort schließt?
Michael Pankow, Ganymed Berlin GmbH: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer bedeutet eine erhebliche Kostenbelastung! Wir wissen im Moment noch nicht, wie wir das kompensieren sollen. Wir wurden stark gebeutelt zur Corona- Zeit, aber haben unsere Mitarbeiter mit 90% vom Lohn unterstützt. Lohnerhöhungen, Erhöhung der Einkaufpreise und der anderen Kosten haben uns gebeutelt. Nun sind wir am Preislimit angelangt, was unsere Gäste bereit sind zu bezahlen. Die Gäste sind zwar bereit für Qualität zu bezahlen aber anstatt 2x, kommen sie nur noch 1x, dadurch werden wir schon in diesem Winter weniger Umsatz machen. Die Hotellerie muss bereits seit 2009 nur 7% auf die Übernachtungen abgeben. Fast Food Betriebe, welche mit geringem gastronomischem Aufwand ihre Speisen abgeben, zahlen ebenfalls 7%. Da wäre es nur gerecht, wenn auch Restaurants für ihren hohen gastronomischen Aufwand mit Beibehaltung von 7% Steuern entlastet würden.
René Dost (Redo), Redo Unternehmensgruppe: Es ist mir wichtig, für eine Entfristung der 7 % Mehrwertsteuer einzutreten. Die Bevölkerung muss mit eingebunden werden, denn sie muss letztendlich die angedachte Steuererhöhung am Ende des Tages bezahlen. Wir sind nämlich gezwungen von der Bundesregierung, ab dem 1. Januar 2024 die Preise zwischen 12 und 15 Prozent nach oben zu verändern. In der heutigen Zeit, wo die Inflation schon sehr, sehr stark ist und jeder selbst zu tun hat, sich etwas leisten zu können, ist das Miteinander in der Gastronomie das einzige soziale Vorort Netzwerk in Deutschland. Wenn man das sich nicht mehr leisten kann, die Gäste wegbleiben, wir höhere Kosten haben, dann ist die Erhöhung der Mehrwertsteuer für den Staat eine Milchmädchenrechnung. In den Letzten Jahren sind 30.000 Betriebe schon „gestorben“. Wenn die Erhöhung der Mehrwertsteuer kommt, kann es passieren, dass noch einmal 1/3 der gastronomischen Betriebe in Deutschland vom Markt verschwindet. Das wäre eine Katastrophe für unsere mitarbeitenden Kolleginnen und Kollegen, die Unternehmer aber auch die Zulieferer!
Barjinder Sodhi, Gastronomische Betriebe B. Sodhi GmbH, Restaurant Neumann’s: Wir Gastonomen haben gewaltig zu kämpfen, denn die Kaufkraft ist zurück gegangen, es fällt uns sehr schwer, neues Personal zu gewinnen, es müssen Anreize geschaffen werden und somit steigen auch die Lohnkosten. Wenn noch 19 % Umsatzsteuer auf die Speisen dazu kommt, dann sind wir hingeschmissen. Wir müssen die Preise erhöhen, denn auch die anderen Kosten steigen stetig. Das wäre ein Schlag ins Gesicht und ich weiß nicht, wie viele Gastronomen das Handtuch dann hinwerfen müssen. Ein Appell an die Politik: Überdenken Sie ihre Entscheidung, helfen sie uns und lassen die Mehrwertsteuer bei 7 %, dann haben wir eine Überlebenschance in der Gastronomie!